Annkathrin zur Heiden Famulatur im Februar/März 2016
Mein Besuch auf dem Land
Als ich mich nach einem Platz für meine Famulatur in der Allgemeinmedizin umschaute, stand für mich von vorneherein fest, dass ich diese in einer Landarztpraxis absolvieren möchte. Dort ist der Hausarzt nämlich tatsächlich noch die erste Anlaufstation. So kam ich über das Famulatur-Förderprojekt des Bayrischen Hausärzte Verbandes in Kooperation mit der Techniker Krankenkasse in die Praxis von Herrn Dr. Metzmacher in Gunzenhausen, einem kleinen Ort im Altmühltal.
Dachte ich zu Beginn noch, dass fünfzig Prozent der Symptome bereits mit grippalen Infekten, Gastroenteritiden und Rückenschmerzen abgedeckt seien, so sollte ich zwar Recht behalten, jedoch unterschätzte ich die Bandbreite der Symptomausprägung ein wenig. Der Eine geht zum Arzt, weil ihm etwas flau im Magen ist, der Nächste, weil er infektbedingt fast keine Luft mehr bekommt und der Übernächste, weil er einen stechenden Schmerz vom Rücken bis in den Fuß hinab hat. Der zentrale Punkt dabei ist, dass eine kranke Person immer wieder neu beurteilt werden muss hinsichtlich der Schwere sowie des Ausmaß der Erkrankung. In der kurzen Zeit lernte ich, behandlungsbedürftige, schwere Verläufe von den milderen abzugrenzen und schließlich abzuwenden.
Dabei gestaltete sich mein Arbeitsalltag so, dass ich mich zuerst allein mit den Patienten auseinandersetzte, d.h. ich führte selbstständig eine Anamnese sowie eine symptomorientierte Untersuchung durch. Für das weitere Procedere kam Herr Dr. Metzmacher dazu, wobei ich immer gefragt wurde, was denn meiner Meinung nach die notwendigen Maßnahmen sind.
Des Weiteren besprachen wir besonders komplexe Fälle des Tages noch einmal gesondert nach der Sprechstunde. Darüber hinaus gingen wir – auf meinen Wunsch hin – die wichtigsten Medikationen für die wichtigsten Krankheitsbilder in der Allgemeinmedizin durch wie z.B. Hypertonus, Depressionen, Diabetes mellitus, COPD, etc. Wir diskutierten dabei insbesondere Vor- und Nachteile der einzelnen Präparate untereinander. Letzten Endes erarbeitete ich mir somit eine Liste mit den wichtigsten Präparaten und den entsprechenden Therapieschemata.
Eine weitere Kernaufgabe der Allgemeinmedizin ist die Impfkultur. In der Theorie gibt es zwar die Impfempfehlung der STIKO, in der Praxis sind die Auffrischimpfungen dann aber einfach vergessen worden oder der Impfpass ist verloren gegangen. Im Gespräch mit Herr Dr. Metzmacher gingen wir noch einmal die Impfempfehlungen für die verschiedensten Konstellationen gemeinsam durch. Daraufhin kontrollierte ich Impfpässe auf Vollständigkeit und machte Vorschläge für notwendige Impfungen.
Außerdem führte ich alle Vorsorgeuntersuchungen durch. Dies beinhaltete auch einen Kontroll-Ultraschall des Abdomens. Fiel mir dies zu Beginn noch sehr schwer, so erlangte ich mit steigender Anzahl der Untersuchung immer mehr Routine und Sicherheit beim Sonografieren unter ganz unterschiedlichen Schallbedingungen.
Es ist – denke ich – bereits offensichtlich, dass die Betreuung vor Ort nicht besser hätte sein können. Ich konnte zu jedem Zeitpunkt Fragen stellen. Herr Dr. Metzmacher hat sich stets für mich Zeit genommen sogar häufig nach der Sprechstunde.
Schließlich komme ich zu dem Schluss, dass das Patientenklientel höchst vielfältig ist und von dem kleine Kind bis zum alten Menschen wirklich alles zu bieten hat. Mindestens genauso vielfältig wie die Menschen ist die Palette der körperlichen Untersuchungen. Ich war stets aufs Neue gefordert. Ein weiteres Highlight war die Begleitung von Herrn Dr. Metzmacher als Notarzt.
Darüber hinaus habe ich insbesondere das nette, auf z.T. großer Dankbarkeit sich begründende, langwierige, vertrauensvolle Arzt-Patienten-Verhältnis zu schätzen gelernt, dass es dem Arzt ermöglicht, bei gewissen Symptome erste einmal abzuwarten und zu schauen, wie es sich entwickelt. Außerdem erhielt ich auch einen kurzen Einblick in die Organisation einer Praxis.“ (Annkathrin zur Heiden, Goethe Universität Frankfurt)
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